Titel: Paracelsus und Der Garten der Lüste
Historischer Roman mit größerem Grundlagenanteil

Schlagworte: Der Arzt Paracelsus und der Maler Hieronymus Bosch sind Zeitgenossen des sechzehnten Jahrhunderts, die sich im Leben wahrscheinlich nie gesehen haben.
Hier wird das Wirken des Arztes zu den Bildern in Beziehung gesetzt. Auch werden die Konfrontationen von Fortschrittsgeist und althergebrachtem Denken deutlich aufgezeigt.
Papst Innozenz VIII. unterzeichnet 1484 eine Bulle (ein Schriftstück), in dem behauptet wird, Personen beiderlei Geschlechts seien vom allgemeinen Glauben abgefallen und mit dämonischen Wesen fleischliche Bündnisse eingegangen,
und dies soll an einigen Orten häufiger vorgekommen sein als an anderen,
besonders dort, wo einflussreiche Bürger ihrem Kirchenfürsten die fälligen Abgaben nicht mehr entrichten wollten,
die Professoren zweier glaubensstrenger Orden erhalten in diesem Zusammenhang vom Papst den Auftrag, als Inquisitoren wider diese ketzerische Bosheit vor zu gehen,
die großen Professoren der Theologie bemächtigen sich der Medizin,
die medizinische Grundlehre der vier Kardinalsäfte,
Gegensätze heilen (S. 176),
das Gesetz gegen Hexen, Zauberer und Ketzer ("Hexenhammer"),
die möglichen drei Hauptanklagepunkte in einem Hexenprozess: - das Maleficium, - das Verwandlungsvermögen, - Striga (S. 181),
drei Personengruppen können nicht behext werden (S. 22),
das Fegefeuer,
zeitgemäße "Arzneimittel" einer Feldapotheke (S. 33/173),
Taufgesinnte (eine Täuferbewegung),
Wiedertäufer (verhinden die Taufe der Kinder),
Der Garten der Lüste (dreteiliges Altarbild),
die Aufgaben eines Stadtarztes (S. 50),
der Quartierschuh (der Schuh der Landsknechte),
Bundschuh (Bauernschuh),
Versuche, den Teufel zu erklären (S. 72/73/113),
Melanchton, Luther und Zwingli äußern sich über Satan und Hexen (S. 74),
Ketzer (Schwärmer),
die sieben Hauptfeinde der Kirche (S. 75),
das Holz Guajak (hilft angeblich gegen die Lustseuche, verhilft auf alle Fälle dem Haus Fugger, vielen Apothekern und Ärzten zu Reichtum),
der Geist Müntzers ist noch lebendig,
Paracelsus und sein Freund Bonifacius sollen gemeinsam das Bild der neuen Unversität in Basel entwerfen,
verschiedene Meinungen über die Verteilung des Besitzes: Besitz: - ist verteilt, - soll umverteilt werden,
"die Gabe des Schweigens", sagen Institores und Sprenger," rührt aus drei Quellen her" (S. 137),
Inkubus,
Sukkubus (S. 139),
die Klöster leeren sich,
Bosch setzt Antonius von Padua auf ironische Weise als Zeichen des verderbten Klerus,
die Fugger (S. 262 ff),
...

Orte: Basel, Einsiedeln, Schwaz (Stadt des Bergbaus), Zürich,
Straßburg,
Villach,
Namen: Paracelsus (der Arzt und Philosoph Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim), dessen Vater (war auch Arzt in Villach), Oporinus (eigentlich Johannes Herbst, Schüler von Paracelsus, kopiert griechische Kirchenväter), der Arzt Johannes Weyer, Heinrich Institores und Jakob Sprenger (Professoren der Theologie), der gelehrte römische Fürst Pico della Mirandola, der Verleger und Buchdrucker Johannes Froben, dessen auch handwerklich aktive Frau Gertrude, Erasmus von Rotterdam, der Maler Hans Holbein, der alte Arzt Truckenbrot (wissend, früher "Kämpfer", hat ehemals in Straßburg gearbeitet), Oswaldus Baer (Arzt und Apotheker), Hans Denck (Vorkämpfer der Idee einer religiösen Erneuerung), dessen Frau Verena), der Prediger Carlin (steht im Denken auch für Veränderungen im Besitztum), die Holländerin Düweke (wegen Spottliedern über die Spanier nach Dänemark geflüchtet), Bonifacius Amerbach (Professor der Jurisprudenz und Rektor der Universität, Humanist, Freund von Erasmus von Rotterdam), Johannes Oekolampad (Prediger, "das Wohlleben ist schuld am Verfall der Sitten"),
der Domherr von Lichtenfels (versucht, die Lage des Paradieses mit mathematischen Mitteln zu ergründen, am Alten festhaltend), der Wissenschaftler Reuchlin (besonderer Kenner der hebräischen Sprache), das Füchslein (die junge Frau von Professor Amerbach und die Tochter des reichen Neuenburger Kaufmanns Fuchs), der Maler und Kupferstecher Urs Graf,
der Dichter und Doktor Grünpeck (S. 160/161),
Doktor Theophrast: "... . Und war nicht mit der Heilung des kranken Glaubens die Wiederherstellung des kranken Zehnten gemeint." (S. 169), Ferdinand Martini (genannt der milde und liebenswerte heilige Antonius von Padua), der Züricher Drucker Froschauer, Matthias Lang (Kanzler des Kaisers Karl, auch schon des früheren Kaisers Maximilian), Florian Waldauf (Ritter von Waldenstein), Ulrich Pfinzing (Dichter, Maximilins Pfennigmeister, Abt zu Sankt Paul in Kärnten im Lavantal), die Wirtin Anna Wehrlich, ...
Ereignisse: Der Arzt und Philosoph Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, sowie der niederländische Maler Hieronymus Bosch sind Zeitgenossen des sechzehnten Jahrhunderts. Nichts deutet darauf hin, daß sie einander je begegnet sind, dennoch begegnen wir ihnen in diesem Roman: Leben und Wirken des Arztes werden zu den erstaunlichen Bildern des Malers in Beziehung gesetzt. Zwei Jahre lang treffen wir Paracelsus in der Stadt Basel unter Literaten, Theologen und Ärzten, unter der Masse des Volkes, das bei dem durch ungewöhnliche Heilmethoden schnell berühmt gewordenen Stadtarzt Zuflucht und Hilfe sucht. Der Geist des Fortschritts wird konfrontiert mit der Orthodoxie mittelalterlicher Denkgewohnheiten. Er scheint zu unterliegen, denn Theophrast — belauert und beargwöhnt — muß fliehen, doch der Leser dieses ersten Romans aus einem geplanten Zyklus begreift, daß revolutionierende Ideen verfolgt, aber nicht besiegt werden können.
(Text dem Bucheinband entnommen)
Autor/en: Rosemarie Schuder
Jahr/Jahre: 1484 1526 - 1528
Verlag: Rütten & Loening, Berlin 1972
ISBN: - ohne -
Seitenzahl: 365


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