Titel: Werner Scholem
Eine politische Biographie (1895 - 1940)

Schlagworte: In der Einleitung meint der Philosoph Walter Benjamin, im Jahr 1940 befinde sich die Geschichtsschreibung in einem traurigen Zustand, weil sich der Geschichtsschreiber in den Sieger einfühle.
Zu dieser Zeit befindet sich Benjamin als jüdischer Exilant im vom Nazi-Deutschland besetzten Frankreich.

Werner Scholems Nachlass trägt bis heute die Spuren historischer Niederlage.

In seiner Jugend glaubt Werner Scholem an den Sieg des Sozialismus, doch als er die Entwicklung in der Sowjetunion nach der Übernahme der Macht durch Stalin betrachtet, fühlt er nur noch Schrecken und Unverständnis.

Über Jahrzehnte hinweg findet man über Werner Scholem nur kurze historiche Lexikoneinträge.
Erst 1997, in literarischer Form, wird Werner Scholem durch Franz Jung, Alexander Kluge und Hans Magnus Enzensberger, ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Im biblischen Alter von 100 Jahren erinnert sich der Schriftsteller Ernst Jünger im Jahr 1995 an die gemeinsame Schulzeit mit Werner Scholem.

Der Autor der vorliegenden politischen Biographie meint, es sei kein Zufall, dass Werner Scholem gerade als Figur in einer Zeit erscheint, in der die großen Ideologien und Utopien der Moderne in der Krise stecken.
Doch fehle bisher eine vollständige Biographie dieses Wiedergängers.
Deshalb dieses Buch.

Die Herkunft der Scholems,
das preußische Judenedikt von 1812,
die derzeitige (im Jahr 1912) Familie Scholem,
die Haltung der Familie zum deutschen Staat,
die Lebensgrundlage der Familie,
als gegen 1890 der Antisemitismus zunimmt, wenden sich einige Juden gegen die Assimilation und neigen dem Zionismus zu - die andere Richtung ist die Strömung zum Sozialismus, der Internationalismus und Völkerverbrüderung zum Ziel hat,

vier ungleiche Brüder,
Werners und Gersholms verschiedene politische Entwicklung ...,
USPD,
DKP,
die Engländer konkretisieren ihre Kriegsziele in Palästina in der sogenannten Balfour-Deklaration vom November 1917, (S. 108),
es ist kein Zufall, dass Revolution und Abkehr vom Zionismus für Werner Scholem zusammenfielen (S. 144-146),
der Kapp-Putsch (S. 155/156),
die endgültige Scheidung der Arbeiterbewegung in zwei Flügel schlug hohe Wellen ...(S. 165/166),
zu dem vermeintlichen Mörder von Rosa Luxemburg (S. 185, Fußnote 237),
dasselbe Reichsgericht, das Scholem als Hochverräter aburteilen will, lehnt es an anderer Stelle ab, den Ausdruck "Judenrepublik" strafrechtlich zu ahnden,
Werner Scholem als Landtags- und später als Reichtagsabgeordneter,
Jura als Broterwerb,
...

Folgend die Inhaltsangabe des Buches (ohne Untergliederung):

Einleitung
Jugendjahre (1895-1914)
Weltkrieg und Revolution (1914-1918)
Rebell in Redaktion und Parlament (1919-1924)
Der Kommunismus - Utopien und Apparate (1921-1926)
Abtrünnig wider Willen: Werner Scholem als Dissident (1026-1928)
Zurück in den Hörsaal: Familienleben und Studium in Berlin (1923-1933)
Triumph der Barbarei (1933-1940)
Erinnerungen an Werner Scholem
Anhänge
Quellen, Literatur und Archivbestände
Abkürzungsverzeichnis
Personenregister

Im Buch findet sich eine Anzahl von schwarz-weiß Fotos

Orte: Berlin, Wolfenbüttel, Hannover, Kowno (Kaunas, in Litauen), Serbien, Diemitz (bei Halle an der Saale), in der Champagne in Frankreich, Leipzig, ..
Namen: Werner Scholem (dessen Person in seiner Gesamtheit, in seiner Lebensumgebung, in diesem Buch dargestellt wird), die Eltern Betty und Arthur Scholem (Besitzer einer Druckerei), Gershom Scholem (Werners Bruder), die Brüder Reinhold und Erich, Walter Benjamin (Philosoph, enger Freund von Gershom Scholem), Emmy Wiechelt (Werners spätere Frau), Wilhelm Liebknecht (der Gründervater der Sozialdemokratie), Karl Liebknecht (nimmt am 1. Mai 1916 mit oppostionellen Kräften der Gewerkschaft der Metallarbeiter an einer Antikriegskundgebung in Berlin teil, S. 83, Fußnote 185 ), Rosa Luxemburg, ...(und viele weitere Personen sind im Personenregister angegeben)
Ereignisse: Geschichte
Walter Benjamin beschimpfte ihn 1924 als »Lausejungen«, Josef Stalin nannte ihn einen »tollen Burschen«, ließ ihn jedoch bald als »Dummkopf« fallen. Für den Philosophen Gershom Scholem hingegen war Werner Scholem vor allem eins: der große Bruder. Aufgewachsen in einer Berliner jüdischen Familie starteten beide eine Revolte gegen den autoritären Vater und den Chauvinismus des Ersten Weltkrieges.
Werner inspirierte den Bruder zum Zionismus, er selbst bekannte sich zum Kommunismus. Scholem stieg auf, als Organisationsleiter »bolschewisierte« er die KPD, nur um 1926, als erbitterter Gegner Stalins aus der Partei geworfen zu werden. 1933 wurde er verhaftet, 1940 im KZ Buchenwald ermordet.

Ralf Hoffrogge erzählt - mit Hilfe unveröffentlichter Quellen aus einst geheimen Archiven - die Geschichte eines Menschen, der um eine Utopie kämpfte und an den Widersprüchen seiner Zeit zugrunde ging.

Ralf Hoffrogge ist promovierter Historiker und lebt in Berlin. Sein besonderes Interesse gilt der Gewerkschaftsgeschichte und der historischen Kommunismusforschung.
(Text vom Buchrücken übernommen)
Erzeugnisse: Literatur: "Die Tochter des Generals", Arkadij Maslow, Berlin 2001 (Scholem erscheint hier unter dem Tarnnamen Gerhard Alkan),
"Die Lücke, die der Teufel lässt. Im Umfeld des neuen Jahrhunderts", Suhrkamp, Alexander Kluge, Frankfurt am Main 2003,
Die im Jahr 2008 erschienene Erzählung "Hammerstein oder Der Eigensinn", Hans Magnus Enzensberger
Autor/en: Ralf Hoffrogge
Jahr/Jahre: 1895 - 1940
Verlag: UVK Verlagsgesellschaft - Konstanz und München
ISBN-13: 978 - 3 - 86764 - 505 - 8
Seitenzahl: 495