Titel: Stille Erde
Auch Grundlagenbuch

Schlagworte: Hans Mascharek möchte gerne mehr wissen über die Menschen, denen er seine Existenz zu verdanken hat. Er meint, vielleicht scheinen Geschichtsbücher dazu geeignet zu sein.
Doch dann erscheint das Dreiäugige im Nebel und meint, Geschichtsbücher würden, ob ohne oder mit Absicht derjenigen, die sie geschrieben haben, unter Ungenauigkeit leiden.
Das Dreiäugige bietet Hans Mascharek an, mit ihm in die Zeit seiner Vorfahren zu kommen. ...

das Aufwachsen der Brüder Erwin und Ludwig Hofschneider,
Erwin wird Veterinär und Offizier und ist stolz auf die Wehrmacht,
Ludwig ist der Meinung, Armeen seien überflüssig und Kriege vermeidbar,
deutsche Offiziere legen ihren Eid nicht auf die NSDAP, sondern auf Hitler ab,
der Krieg gegen Russland beginnt, die Brüder Erwin und Ludwig werden zum Militär eingezogen,
Macke bezweifelt den Erfolg des Russlandfeldzuges,
das russische Dorf Tichaja Semlja (Stille Erde),
ein wenig Dorfgeschichte (dabei: Revolutionen und Bürgerkriege),
die Kommunistische Partei und die eisernen Tschekisten des NKWD,
ein Kolchos,
Kolja: "Die Menschen werden nie gescheit. Geht es ihnen zwei Tage gut, langweiligen sie sich am dritten und zetteln einen Krieg an." (S. 66),
Hans Mascharek fragt das Dreiäugige, wann er denn
das russische Dorf und Erwin Hofschneider sehen könne, ...,
wir sehen das Dorf mit seinen Menschen und den in der neueren Geschichte wechselnden Obrigkeiten, ...,
der Krieg kommt in das Dorf, und es gibt Bekanntmachungen sowohl von seiten der Deutschen wie auch der Partisanen, die verbliebenen Dorfbewohner stehen zwischen zwei Feuern,
mit dem Krieg kommt das Kriegsrecht,
das Dreiäugige erweist sich als Pazifist,
der Veterinär und Offizier Erwin Hofschneider hat von seinen Vorgesetzten gehört, die Russen seien Untermenschen und sollten so behandelt werden,
die Einnahme des Dorfes Tichaja Semlja,
Erwin Hofschneider wird Ortskommandant,
doch je länger Hofschneider in Russland ist, desto stärker kommen ihm Bedenken, und er erinnert sich daran, dass sein Freund Macke diese schon vor dem Krieg geäußert hatte,
der russische Winter zeigt seine Macht,
Erinnerungen an früher,
die offizielle Kirche und ihre Stellung zum Krieg,
die Rolle des Kolchos,
Kriminelle in "Sondereinheiten",
die deutsche Führung gibt Befehle wider das Völkerrecht,
den deutschen Befehlsempfängern wird gesagt, sie kämpften gegen eine feindliche Armee, heimtückische Partisanen, den Bolschewismus und das Judentum,
die Natur und der Krieg,
Paslaken,
Deutsche bearbeiten russischen, Russen bearbeiten deutschen Boden,
Gedanken über die Pferde im Krieg,
die Alten von Tichaja Semlja,
Läuse und Rickettsien (Bakterien, die Fleckfieber hervorrufen),
Nahkämpfer verstärken die Veterinärkompanie,
das Dreiäugige meint, Krieg und Frieden seien in Wirklichkeit eine Einheit, da die Plagen des Krieges auch im Frieden existierten, wie Willkür, Lüge, Hass, ...,
Lebenskeime geben etwas Hoffnung,
doch die relative Ruhe in Tichaja Semlja ist nur eine vorübergehende Erscheinung ...
...
Besiegte und Sieger,
Ludwig Hofschneiders Russlandeinsatz als Artillerebeobachter, ...
Vernichtungslager der Nazis,
Gulag-Lager Stalins,
das Lager Mamaros Sziget,
die Apfeltheorie (S. 587),
...

Das Buch wird beendet mit einem Essay von Valentin Michajlowitsch Falin.

Anm.: Der Autor hat in seinem Roman wohl alle Seiten dieses Krieges ausgeleuchtet und umfangreiche Hintergründe, Argumente und Argumentationsstränge aufgezeigt. - Es wäre schön gewesen, wenn er den Begriff "fallen" (im Krieg) von einigen handelnden Personen auf seine Sinnhaftigkeit hin hätte diskutieren lassen.

Orte: Wismar, Kiel, das russische Dorf Tichaja Semlja (Stille Erde), das Flüsschen Burna Monachinja,Tula, Czernowitz, Tscheljabinsk, Brest, Frankfurt (Oder), Berlin, Ludwigslust, Schönberg, ...
Namen: Hans Mascharek, das Dreiäugige (ein nicht körperlich existentes Wesen), die Eltern Berta und Herbert Hofschneider, deren Söhne Erwin und Ludwig, Irmgard (Erwins spätere Verlobte), Macke (Erwins Freund, als Stabsveterinär auch Offizier), der Gefreite Anton Dombrowski (gutmütiger ostpreußischer Bauer, Pferdekenner, dient Hofschneider im Dorf auch als Dolmetscher), Hauptwachtmeister Klein (stammt aus einem mecklenburgischen Dorf),
Igor Mamedow (starosta unter der deutschen Herrschaft), dessen Freund Kolja Prischin (hatte deutschen Großvater), Kusma Konew (mit Igors Stellvertreter als starosta), der junge Konew (glühender Kommunist und Partisan), der geläuterte Kommunist Walter Sager (ist nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland vom realen Kommunismus in der Sowjetunion mehr als enttäuscht),
mehrere verstorbene oder ermordete Personen (darunter Igors Frau Natascha und der Dorfgeistliche Vater Nikolai), Nina und Grischa Zwetkow (sind von ihrem Vater im Sinne der Sowjetmacht erzogen worden), deren Großmutter Olga Lukaschenkowa, Michael Baschkow (verliert nach und nach die in das neue Sowjetsystem gesetzte Hoffnung), sein Freund Serjoschka Pawlowsky (steht dem neuen System und dem Krieg von Anfang an kritisch gegenüber), die Lagerärztin Mascha Wasilenkowa (versucht ethisch zu handeln), ...
Ereignisse: Der Autor Roland Linowski: Ich schreibe über eine schwere Zeit und über Menschen, die in einer Welt des Hasses und der abstrusen Ideologien entweder einander umbrachten und demütigten oder sich gegenseitig als Leidende und als Opfer dieses Wahnsinns wahrnahmen. Ich schreibe, weil ich trotz aller Rückschläge die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft nicht aufgehen kann. Der Friede beginnt nicht nach einer Schlacht, nicht mit einer Charta oder mit einem Gesetz. Der Frieden beginnt in unseren Köpfen.
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„ ...Ich möchte meinen, dass die „Stille Erde" wie auch andere Werke, die die Menschen aufrufen, nicht ihr menschliches Antlitz zu verlieren, nicht gegen ihr Gewissen zu verstoßen, vielen Lesern helfen kann, ihre Palette bei der Wiederherstellung des Bildes der Vergangenheit zu bereichern und, was noch wichtiger ist, ihren Gesichtskreis in den Überlegungen zur Zukunft zu erweitern."
Valentin Falin, Moskau, Oktober 2007
(Texte dem Buchumschlag entnommen)
Erzeugnisse: Max Schelers Schrift: "Die Stellung des Menschen im Kosmos".
Autor/en: Roland Linowski
Jahr/Jahre: 1941 - 1948 (-2007)
Verlag: Godewind Verlag
ISBN: 978 - 3 - 939198 - 90 - 1
Seitenzahl: 696